Back to photostream

Mein bester Freund ist mir gestorben

Photo: Grabsteinverzierung auf dem Friedhof der evangelischen St.-Laurentii-Kirche in Süderende auf Föhr

+++++++++++++++++++++++++

Mein bester Freund ist mir gestorben

 

1.) Mein bester Freund ist mir gestorben,

Ach sollt ich nicht im Leide gehn?

Der mir den Himmel hat erworben,

Den seh ich auf der Bahre stehn:

Der mir das Leben hat gebracht,

Versinkt in schwarze Todesnacht.

 

2.) Wie ist mir? Seh ich Jesum sterben?

Ach, ja, ich seh es allzuklar,

Wie sich die Lippen ganz entfärben.

Sein Antlitz stellt die Sonne dar,

Wenn sie zurüste gangen ist (a)

Und allen ihren Glanz verschließt.

 

3.) Die Augen sind nicht nur gebrochen,

Weil schon das Herze selbsten bricht.

Kaum ist das letzte Wort gesprochen,

Da man von seinem Tode spricht.

Das Haupt, das so viel Strahlen zeigt,

Hat sich zur Erden schon geneigt.

 

4.) O Schwert, das meine Brust durchfähret!

O Tod, der mich zum Toten macht!

Mein Herz ist mir ganz umgekehret,

Indem es seinen Freund betracht,

Wie er den letzten Abschiedskuss

Mit kalten Lippen geben muss.

 

5.) Die Sonne selbst bedeckt die Strahlen,

Der Himmel kriecht in einen Sack,

Das Erbe ruft zu tausendmalen:

Das ist ein rechter Trauertag!

Der Felsenritz macht ein Geschrei, (b)

Dass Gottes Sohn gestorben sei.

 

6.) Ach sterbet in mir alle Kräfte,

Weil Jesus stirbt, ist meine Pflicht,

Dass ich mich an sein Kreuze hefte,

Da mein Herz an dem seinen bricht.

Ach, Jesu, nimm mein Leben hin,

Ich ruh nicht, bis ich bei dir bin.

 

7.) Erblasste Lippen lasst euch küssen,

Ihr trieft von lauter Honig noch.

Lass dich, geneigtes Haupt, umschließen,

Das mir nach lauter Balsam roch.

Erlaube, tiefer Seitenritz,

In dir mir einen Taubensitz.

 

8.) Wo soll ich dich nun hin begraben,

Dass ich kann immer bei dir sein?

Du sollst zur Gruft mein Herze haben,

Da leg ich dich, mein Freund, hinein.

Dein Kreuze soll mein Grabmahl sein,

Die Schrift darauf dein Blut allein.

 

9.) Und wenn ich meinen Lauf vollende,

So geb ich meinen müden Geist

In deines Vaters treue Hände,

Wie mich dein Abschied beten heißt.

Der trifft im Tode Leben an,

Der mit und in dir sterben kann.

 

(a) untergegangen ist

(b) spielt auf das Erdbeben an,

dass zum Zeitpunkt von Jesu Tod ausbrach

+++++++++++++++++++++++++++++++++++

Text: Benjamin Schmolck

Melodie: Wer nur den lieben Gott lässt walten

+++++++++++++++++++++++++++++++++++

gefunden in:

Geistliches neuvermehrtes

Altenburgisches Gesang- und Gebetbuch,

Altenburg, 1778. Liednummer 818

Kapitel: Vom Leiden und Sterben Jesu Christi (Passion)

+++++++++++++++++++++++++++++++++++

Benjamin Schmolck, geb. 21.12.1672 in Brauchitschdorf (Schlesien), evangelischer Pfarrer in Schweidnitz/Swidnica (heute Polen), bekannt als Erbauungsschriftsteller, zuletzt gelähmt und erblindet; gest. 12.02.1737 in Schweidnitz.

Er wurde 1702 Pfarrer an der Friedenskirche in Schweidnitz, einer der nach dem westfälischen Frieden nur drei verbliebenen evangelischen Kirchen in Schlesien.

Dort war sein Wirken vor allem vom Kampf gegen die Gegenreformation gekennzeichnet. Er dichtete etwa 1200 Lieder, die in 20 Sammlungen herausgegeben wurden, und verfasste zahlreiche Erbauungs- und Gebetbücher. Beeinflusst durch den Pietismus war er ein herausragender und bekannter Kirchenlieddichter von ungewöhnlicher Frömmigkeit, Standhaftigkeit und ausgeprägter Christusliebe.

Das Evangelische Gesangbuch enthält heute fünf seiner Lieder, darunter 'Jesus soll die Losung sein' (EG 62), 'Schmückt das Fest mit Maien' (EG 135) und das allseits beliebte Sonntagslied 'Tut mir auf die schöne Pforte' (EG 166).

----------------------

Benjamin Schmolck (1672-1737) was a German Lutheran composer of hymns.

He was born as a pastor's son in Brauchitschdorf (Chróstnik), Silesia on December 21, 1672. After attending the gymnasium in Liegnitz (Legnica), he studied theology at the University of Leipzig from 1693 to 1697. In 1702 he was ordained as a deacon at the Protestant Church of Peace and in 1714 as the pastor of the Church of the Holy Trinity in Schweidnitz (Swidnica), where he stayed for the rest of his life. Influenced by the pietism movement he became the most popular hymn writer of his day. His compositions include 'My Jesus as Thou Wilt' and 'A faithful friend is wandering yonder'. Schmolck died in Schweidnitz on February 12, 1737.

1,391 views
0 faves
1 comment
Uploaded on April 23, 2011
Taken on July 11, 2010