RZKB Weywertz
Offizielle Eröffnung am 25. November 2009
Außerschulische Betreuung nun auch in Weywertz / Offizielle Eröffnung am Mittwochnachmittag
Nach zweitem Anlauf Lücke geschlossen
Weywertz
von Lothar Klinges
„Es fehlte noch das letzte Steinchen im Mosaik“, sagte Bütgenbachs Schöffe Charles Servaty anlässlich der offiziellen Eröffnung der Außerschulischen Betreuung in Weywertz. Nach einem zweiten Anlauf schließe sich nunmehr eine Lücke, nachdem sich herausgestellt habe, dass auch in der größten Eifelortschaft ein Bedarf nach diesem Dienst besteht.
Das traditionelle Familienbild, in dem die Mutter sich um die Kinder und den Haushalt kümmert und der Vater den Lebensunterhalt für die Familie verdient, ist im Wandel begriffen. Viele Mütter sind in Ostbelgien berufstätig. Hier ist auch die Gemeinde Bütgenbach keine Ausnahme. Insbesondere Eltern, die beide erwerbstätig sind, und allein erziehende Elternteile sind auf eine qualitativ hoch stehende familienergänzende und finanzierbare Kinderbetreuung angewiesen.
Lukas und Quentin freuen sich jedenfalls riesig auf die außerschulische Betreuung, die seit September in der alten Gemeindeschule am Bahnhof in Weywertz angeboten wird. „Ich freue mich vor allem auf die vielen Bauklötzchen, mit denen ich viele kleine Häuser bauen kann“, sagt der fünfjährige Quentin. Der gleichaltrige Lukas fügt hinzu: „Hier gibt es viele schöne Spielsachen, und ich kann mit anderen Kindern zusammen spielen.“ Derweil zeigte Justin auf seinen Finger, der einen blauen Farbtupfer vom Malen abgekommen hat. Die Kinder schienen sich jedenfalls für den Festakt nicht sonderlich zu interessieren, zu sehr waren sie auf das Malen und Spielen konzentriert.
Seit Beginn des Schuljahres versieht Nadine Adams-Dervaux aus Valender den Dienst. Jeden Tag von 7 Uhr bis Schulbeginn und nach Schulschluss bis 18 Uhr betreut sie die Kinder in den Räumlichkeiten. Die 22-jährige gebürtige Walhornerin sieht ihre Aufgabe vorrangig darin, „Kinder zu betreuen, ihnen zuzuhören, sich mit ihnen zu beschäftigen und auch für ihre Verpflegung zu sorgen.“ Sie fügt hinzu, „dass anfangs nur wenige Kinder kamen, aber dass im Laufe der Monate immer mehr den Dienst in Anspruch nehmen, der sich bei den Kindern und Eltern rundgesprochen hat.“ Dass die Kinder schnell eine Beziehung zu ihr aufgebaut haben und sie zu ihnen, findet sie sehr angenehm.
Nach Bütgenbach, Nidrum und Elsenborn wurde am Mittwochabend in Weywertz als vierten Standort der Gemeinde Bütgenbach der Betreuungsdienst eröffnet. Es klingt ungewöhnlich, dass das größte Dorf der Gemeinde zuletzt nachgezogen hat, meinte Bürgermeister Emil Dannemark eingangs seiner Ansprache. „Das Dorf zählt viele Tagesmütter, so dass bisher kein Bedarf bestand.“ Dies scheint sich aber nunmehr geändert zu haben.
Schöffe Charles Servaty freute sich, dass der Dienst der Außerschulischen Betreuung nunmehr die gesamte Gemeinde abdeckt. Aus der Not wurde eine Tugend, denn in der Gemeindeschule selber standen keine Räumlichkeiten zur Verfügung. Dagegen stand die ehemalige Schule am Bahnhof Weywertz leer, nachdem das ZAWM den Standort aufgegeben hatte, was damals sehr bedauert wurde. In Begleitung von Nadine Adams nehmen die Kinder den Bustransport der TEC in Anspruch, um von der Schule im Dorfzentrum zum Bahnhof zu fahren und umgekehrt.
Der Arbeiterdienst der Gemeinde hat in den letzten Monaten die Räumlichkeiten renoviert und aus Sicherheitsgründen im Außenbereich eine Abtrennung zur Straße mit einer Spielfläche eingerichtet. Der Schöffe dankte dem Regionalen Zentrum für Kleinkinderbetreuung (RZKB) mit seinem „bewährten Betreuungskonzept“, um die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ zu fördern und „die Familien zu entlasten“. Besondere Bedeutung kam dem Kommunalen Beratungsausschuss für Kinderbetreuung (KBKB) zu, der das Projekt aktiv begleitet und nach vorne gebracht hat, unterstrich Charles Servaty. Nicht zuletzt war es die Elternvereinigung, die mit viel „Überzeugungskraft und Stehvermögen“ in einem zweiten Anlauf das Ziel vor Augen hatte, eine gemeinschaftliche Kinderbetreuung anzubieten.
Der Schöffe erinnerte an die Anfänge der außerschulischen Betreuung in der Gemeinde und hob dabei den Einsatz von Erika Margraff hervor, die sich um die Jahrtausendwende für diesen Dienst, damals noch ohne gesetzlichen Rahmen als Privatinitiative in der Bütgenbacher Schule, stark gemacht hat, gefolgt von Isabelle Maystadt. Anfangs sei dieser Dienst „skeptisch beäugt“ worden. „Es war nicht einfach, die Männerwelt davon zu überzeugen und Vorurteile abzubauen“, erinnert sich Erika Margraff. „Aus den mitunter schwierigen Anfängen sei es nunmehr zu einer einwandfreien Zusammenarbeit gekommen“, blickte Charles Servaty zurück und dankte allen Akteuren für die „positive Entwicklung“ in dieser Sache.
Claudine Threis, stellverstretende Direktorin des RZKB, die zusammen mit Petra Grommes, der Dienstleiterin für die außerschulische Betreuung und Sabine Demonthy, die den Dienst vor Ort organisiert, an der Eröffnungsfeier teilnahm, freute sich über den 17. Standort, womit die Gemeinde Bütgenbach ein Viertel aller Standorte in der DG stellt. Sie dankte für das Vertrauen, das dem Regionalen Zentrum entgegengebracht wird. „Vor 25 Jahren haben wir mit 22 Kindern begonnen, heute sind es zwei tausend Kinder für die drei Dienste pro Jahr betreut werden“, erklärte sie. Der Weywertzer Standort habe den Vorteil, räumlich von der Schule getrennt zu sein, was den „Freizeitcharakter“ der Einrichtung unterstreicht. Das RZKB achte auf eine „qualitativ gute Betreuung“ und sei stets bemüht, die „Betreuerinnen nicht alleine stehen zu lassen und sich in den Dienst einzubingen.“
Mit Blick auf die vier Standorte in der Gemeinde Bütgenbach, die „Pionierarbeit“ geleistet habe, zog der zuständige Sozialminister Harald Mollers einen Vergleich mit einem vierblättrigen Kleeblatt und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass der Ort „von Glück erfüllt“ sei, denn es gehe darum, diese Stätte als einen „Ort des vielfältigen Austausches mit Leben zu erfüllen“. Man solle sich aber nicht auf die Lorbeeren ausruhen und regte deshalb an, diesen Platz auch dafür zu nutzen, Generationen zusammenzuführen, um Senioren und Kinder zusammenzubringen.
NACHGEFRAGT
Ria Vervoort, Elternvereinigung Weywertz
Von Eltern angesprochen
Wir führten ein Gespräch mit Ria Vervoort-Beyns, der stellvertretenden Vorsitzenden der Elternvereinigung der Gemeindeschule Weywertz. Die 42-jährige Mutter von zwei Söhnen stammt aus Beerse bei Turnhout und lebt seit 2002 in Weywertz.
Wie kam zu der außerschulischen Betreuung?
Wir wurden vor einigen Jahren als Mitglieder der Elternvereinigung vor der Schule von Eltern angesprochen, um eine solche Betreuung anzubieten. So nahmen wir vor zwei Jahren mit Schöffe Charles Servaty Kontakt auf. In den anderen Ortschaften der Gemeinde Bütgenbach gab es bereits dieses Angebot, in Weywertz dagegen noch nicht. Der Schöffe hat uns gebeten, Kontakt mit dem Regionalen Zentrum für Kleinkinderbetreuung (RZKB) aufzunehmen und bei den Eltern in Weywertz nachzufragen, ob wirklich ein Bedarf besteht. Vom RZKB erhielten wir einen Fragebogen, den wir am Ende des Schuljahres 2008 den Eltern aushändigten.
Wie war die Resonanz bei den Eltern?
Wir waren gespannt, wie die Reaktion der Eltern ist. Aus der Umfrage stellte sich heraus, dass etwa zehn bis 15 Eltern Interesse zeigten. Die Mindestzahl um eine Betreuung einzurichten, beträgt 6 Kinder, so dass wir also über dieser Zahl lagen. Im Oktober 2008 nahmen wir wieder Kontakt mit Charles Servaty auf und trafen uns im Rahmen des Kommunalen Beratungsausschusses für Kinderbetreuung mehrmals mit ihm und den Verantwortlichen des RZKB und der Gemeinschaft.
Wie ist die Beteiligung heute?
Es sind 21 Kinder angemeldet, die aber nicht jeden Tag den Dienst in Anspruch nehmen. Wir gehen davon aus, dass das Angebot in Zukunft noch auf größeres Interesse bei Kindern und Eltern stoßen wird. Manche Eltern sehen darin die Möglichkeit, sich wieder beruflich außerhalb des Hauses zu betätigen. Wir haben uns über die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem RZKB und der Deutschsprachigen Gemeinschaft gefreut, die unserem Wunsch nach Einrichtung einer solchen Betreuung für unsere Kinder nachgekommen sind.
(kli)
Gruppenfoto mit einigen Kindern:
Daniella Dannemark (Schulschöffin), Ria Vervoort (Elternvereinigung), Sozialminister Harald Mollers, Erika Margraff, Bürgermeister Emil Dannemark, Claudine Threis (stellv. RZKB-Direktorin), Isabelle Maystadt (Beraterin), Nadine Dervaux (Kinderbetreuung Weywertz), Sabine Demonthy (RZKB-Sozialarbeiterin), Schöffe Charles Servaty, Petra Grommes (RZKB-Koordinatorin), Albert Schugens (ÖSHZ-Präsident).